Eine Gesundheitsindustrie auf der Jagd nach Kunden

Es liegt im wirtschaftlichen Interesse der Akteure auf der Mesoebene, Umsätze zu generieren, während diese im Interesse der Versicherten und Prämienzahler zu kontrollieren sind. In diesem Widerspruch bewegen sie sich, mitunter betraut mit beiden Aufgaben zugleich. Ihn auflösen könnten jene Akteure auf der Mesoebene, die zu oft vergessen gehen: die medizinischen Fachgesellschaften und Verbände.

Heime und Spitäler

Unsere Spitäler und Heime haben ihre Effizienz verbessert und verbessern sie fortwährend. Menschliche Arbeit lässt sich aber nur bis zu einem gewissen Grad rationalisieren. Der Druck, Umsätze zu generieren und die Effizienz zu steigern, führt dazu, dass den Fachkräften immer weniger Zeit für die Patientinnen und Patienten bleibt. Dies wirkt sich auf die Qualität der Arbeit aus und kann zu Fehleingrifen und teuren Nachbehandlungen führen.

Pharma- und Versicherungsindustrie

Die Heime und Spitäler sind grösstenteils im Besitz der Kantone. Die Pharma- und die Versicherungsindustrie agieren in privaten Organisationen. Die Rolle Ersterer steht dabei unter strenger Beobachtung, während Letzterer von den Behörden Freiräume gewährt und Kontrollfunktionen übertragen werden, die problematisch sein können: Eine Beschneidung von Leistungen hilft der Versicherungsindustrie, ihre Umsätze mit Zusatzversicherungen auszuweiten.

Fachgesellschaften und Verbände

Die medizinischen Fachgesellschaften haben sich ein solides Wissen darüber erarbeitet, welche Behandlungen wann wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind. Sie formulieren dieses Wissen in Richtlinien aus, kontrollieren aber deren Einhaltung auf der Mikroebene nicht. Die Stiftung Fairfond macht sich mit ihren Engagements für interinstitutionelle Expertenaudits stark, um dieses dringend nötige Korrektiv beliebt zu machen und zu etablieren.